Sehr geehrte Geschäftspartner! Liebe Kunden!
Wieder ist ein spannendes Halbjahr vergangen und Independent Capital kann erfreulich berichten, unsere erste Milliardentransaktion abgeschlossen zu haben! Somit haben wir nun ein stolzes Gesamttransaktionsvolumen von EUR 5,0 Milliarden und entsprechend breite Erfahrung im Banken- und Kapitalmarkt. Gerne nehmen wir das zum Anlass uns bei unseren Kunden für ihre Treue und die gute Zusammenarbeit zu bedanken.
Auch finanzpolitisch war die erste Jahreshälfte 2024 ereignisreich und brachte uns diesen Juni eine lange ersehnte Leitzinssenkung der EZB. Ein erster Schritt, auf den, nach Meinung einiger Experten, in der zweiten Jahreshälfte noch weitere Folgen sollen. Dies bietet einen begrüßenswerten Anlass für Unternehmen sich wieder intensiv mit ihrer Finanzplanung auseinanderzusetzen. Von der Strukturierung der Finanzierung bis zur Auswahl geeigneter Finanzierungspartner, gibt es bei der Planung eine Vielzahl von Faktoren und Möglichkeiten zu bedenken. In diesem Newsletter möchten wir uns der Europäischen Investitionsbank („EIB“) und vor allem ihrem Venture-Debt Produkt widmen. Hierfür haben wir, Herrn Hubert Cottogni, den Direktor und Leiter des österreichischen Gruppenbüros der EIB eingeladen, für Sie einen Gastkommentar zu verfassen. Wie gewohnt finden Sie im zweiten Teil unseren Abschnitt “Sustainable Finance – IC Indicators und Newsflash”, der Sie über die Entwicklungen im Bereich ESG-Finanzierungen im letzten Quartal informieren soll.
Durch unsere jahrelange Erfahrung, in über 145 abgeschlossenen Mandaten, sind wir mit den diversen Finanzinstituten, wie auch mit der EIB und ihren Produkten, gut vertraut. Als geeigneter Partner, sowohl für Unternehmen als auch für Gebietskörperschaften, können wir ihre Transaktionen daher erfolgreich begleiten.
Die Europäische Investitionsbank („EIB“) – Zugang zu Projektfinanzierungen und Venture Debt
Hubert Cottogni
Hubert Cottogni ist Direktor/Leiter des Gruppenbüros der Europäischen Investitionsbank („EIB“) für Österreich und ehemaliges Mitglied des Verwaltungsrats des Green for Growth Fund und des European Fund for Southeast Europe. Zuvor war er Direktor und Leiter des Mandatsmanagements beim Europäischen Investitionsfonds („EIF“), Direktor bei der Telekom Austria in Wien und Senior Banker bei der EIB und der Creditanstalt AG. Herr Cottogni besitzt einen MBA der Universität Innsbruck und einen Executive-Abschluss des INSEAD.
Das europäische Paradox
Bereits vor knapp 30 Jahren (1995) attestierte die Europäische Kommission der Europäischen Union („EU“) in ihrem Grünbuch zur Innovation die Unfähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse industriell und kommerziell zu verwerten. Dieser Zustand wird als sogenanntes „europäisches Paradox“ bezeichnet. Genauer gesagt gelingt es der EU trotz weltweit anerkannter wissenschaftlicher Leistungen nicht, dieses Wissen aus Forschung und Entwicklung und die damit verbundenen Innovationen in Produkten, Dienstleistungen oder Verfahren umzusetzen. Dies hat sich bis heute nicht geändert.
Die Gründe hierfür sind vielfältig und es ließe sich sicherlich ein Buch darüber schreiben. An dieser Stelle möchte ich mich jedoch mit dem Thema des Zugangs zu Finanzierungen auseinandersetzen.
Während sich Unternehmen in den USA mit Kapitalmarktinstrumenten wie Schuldverschreibungen oder börsennotierten Aktien, oder Großteils auch durch Private Equity und Private Debt Fonds finanzieren, spielen für europäische Unternehmen Bankkredite die wesentliche, übergeordnete Rolle.
Das bestgehütete europäische Geheimnis
Hierbei übernimmt die Europäische Investitionsbank („EIB“) eine starke Rolle. Die EIB wurde 1958 gegründet, hat ihren Sitz in Luxemburg und gehört den Mitgliedsstaaten der EU. Zudem ist sie die größte multilaterale Kreditgeberin und Kreditnehmerin der Welt sowie Europas Klimabank.
Zu den 23 externen Büros in Europa, deren Aufgabe es ist die EIB-Gruppe zu vertreten, sich und deren Produkte nach außen hin zu präsentieren und interessante Investitionsmöglichkeiten auszuloten, gehört auch das Büro in Wien.
EIB in Österreich
Im Jahr 2023 hat die EIB-Gruppe in Österreich neue Finanzierungen in Höhe von EUR 1,26 Milliarden sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor zugesagt, wobei der Schwerpunkt auf Projekten in den Bereichen erneuerbare Energien, Wasserversorgung und sozialer Wohnungsbau lag.
Die EIB investierte in die Wasserinfrastruktur im Burgenland und in erneuerbare Energien, darunter sind ein Darlehen von EUR 67 Millionen für einen neuen Onshore-Windpark in Niederösterreich und EUR 110 Millionen für den Energieversorger EVN AG zur Errichtung von 103 MW Windenergie. In Wien fördert die EIB öffentlich-private Partnerschaften zum Bau neuer Schulen und Projekte im Bereich der Errichtung von erschwinglichem Wohnraum. 2023 unterzeichnete die EIB in diesem Segment einen zweiten Darlehensvertrag über EUR 75 Millionen mit der Erste Bank und eine Transaktion mit der Hypo NOE über EUR 135 Millionen.
Die EIB versteht sich als Implementierungspartner der EU und der 27 Mitgliedsstaaten zur Umsetzung europäischer Prioritäten und politischer Maßnahmen. Sie zielt darauf ab, Marktlücken im europäischen Markt mit gezielten Finanzprodukten zu schließen, die in den meisten Fällen von der EU und den Mitgliedsstaaten unterstützt werden.
Eine bedeutende Lücke, die sich im letzten Jahrzehnt aufgetan hat, ist die sogenannte “Scale-up-Lücke”. Diese wird durch zwei strategische Ansätze adressiert: die Scale-up Fund-of-Funds-Initiative des Europäischen Investitions-fonds („EIF“) und die Möglichkeit, Venture-Debt-Finanzierungen direkt über die EIB an schnell wachsende, innovative europäische Unternehmen auszureichen. In der Folge möchte ich mich in diesem Artikel auf das Venture-Debt-Produkt der EIB fokussieren.
Venture Debt als Wachstumsfinanzierung
Mithilfe unseres Venture-Debt-Produkts sollen innovative Unternehmen unterstützt werden und durch die Bereitstellung von Wachstumsfinanzierungen kommerzielle und F&E-Ressourcen erweitern und den Break-even bei minimaler Verwässerung erreichen.
Sowohl private als auch börsennotierte Unternehmen können das Angebot in der Venture-Phase (Start-up oder Scale-up) in Anspruch nehmen, wobei der Schwerpunkt auf KMU und kleineren Midcap-Unternehmen liegt. Das Darlehen ist in Tranchen strukturiert, die entweder eine endfällige oder eine amortisierende Rückzahlung nach/ über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren vorsehen, wobei auch eine tilgungsfreie Zeit vereinbart werden kann. In der Regel ist das Darlehen unbesichert.
Forschungsintensive Unternehmen und Cleantech-Scale-ups erfordern im Vergleich zu traditionellen Dienstleistungen, die in den Finanzierungsrunden von VC/PE-Firmen dominieren, einen erheblichen Anfangskapitaleinsatz. Daher wurde unser Venture-Debt-Produkt speziell für den Finanzierungsbedarf hochinnovativer Unternehmen entwickelt. Die Darlehensbeträge liegen meist zwischen EUR 15 und 40 Millionen, können aber für größere Unternehmen bis zu EUR 120 Millionen betragen. Dies entspricht immer maximal 50% der Projektkosten. Diese Kosten umfassen Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Marketing und Investitionsausgaben, jeweils über einen Zeitraum von bis zu vier Jahren.
Die Preisgestaltung besteht aus einer Mischung aus Bargeld-Zinsen und aufgeschobenen oder PIK-Zinsen sowie eines Equity Kickers (typischerweise Optionsscheine) und ist in EUR oder in Landeswährung erhältlich. Die Dokumentation basiert auf den Standard-Darlehensverträgen der EIB.
Der Prüfungsprozess umfasst eine Evaluierung der finanziellen, wirtschaftlichen und technischen Aspekte, die von den internen Experten der EIB durchgeführt wird. Je nach Komplexität und Struktur des Projekts kann das Prüfungsverfahren im Durchschnitt sechs bis neun Monate dauern.
Unser Venture-Debt-Produkt der EIB ist somit eine ideale Finanzierungslösung für innovative Unternehmen, die ihr Wachstum stärken und gleichzeitig ihre langfristige finanzielle Flexibilität erhalten und die Verwässerung ihres Eigenkapitals minimieren wollen.
Sustainable Finance – IC Indicators und Newsflash
Im folgenden Abschnitt geben wir einen regelmäßig wiederkehrenden Überblick zum Thema Green Finance. Der Schwerpunkt ist dabei die DACH Region.
1. IC Indicators
Emissionsvolumen begebener Green Bonds der DACH-Region aus den Jahren 2013 bis 2024
Details zum derzeit ausstehenden Green Bond-Transaktionsvolumen
Ausgewählte ESG-linked Schuldscheinemissionen des zweiten Quartals 2024
2. Newsflash
Veröffentlichung finaler Leitfäden zu den European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) wurden 2022 von der European Financial Advisory Group (EFRAG) entwickelt, um eine einheitliche und konsistente Nachhaltigkeitsberichterstattung innerhalb der EU sicherzustellen, die durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ab 2024 erstmals Anwendung findet.
Im Dezember 2023 wurden von der EFRAG erstmals Leitfäden zur Anwendung der ESRS im Entwurf veröffentlicht. Seit Mai dieses Jahres liegen nun die finalen Leitfäden, sowie eine Liste der in den ESRS enthaltenen Datenpunkte vor. Umfasst sind ein Leitfaden zur Wesentlichkeitsanalyse (EFRAG IG 1) und ein Leitfaden zur Wertschöpfungskette (EFRAG IG 2), sowie die erwähnte Liste der ESRS Datenpunkte (EFRAG IG 3).
Im Zusammenhang mit diesem Newsletter sind wir an einem Feedback unserer Geschäftspartner und Kunden interessiert. Ihre Kommentare sind unter office@independentcapital.at willkommen.
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