Sehr geehrte Geschäftspartner! Liebe Kunden!
Das dritte Quartal dieses Jahres war wieder von spannenden Mandaten und Transaktionen geprägt. Jedes zusätzliche Mandat bringt für uns neue interessante Themen und Erfahrungswerte. Daher nützen wir diese Gelegenheit gerne, uns bei unseren Kunden und Geschäftspartnern für die gute Zusammenarbeit sowohl in diesem Quartal, als auch in den vergangenen Jahren, zu bedanken. Stolz dürfen wir verkünden, dass wir bisher bereits in 98 Mandaten Ihre Transaktionen begleiten und unterstützen durften.
Auch das Jahr 2019 war wieder von zahlreichen Veränderungen geprägt. Sowohl im wirtschaftlichen als auch im regulatorischen Bereich kommt es laufend zu Neuerungen. Hier einen Überblick zu bewahren und die Auswirkungen solcher Änderungen antizipativ in das Geschäfts-, vor allem aber auch in das Finanzierungsmodell zu integrieren, gestaltet sich für Unternehmen zunehmend herausfordernd. Diese Ausgabe unseres Newsletters beschäftigt sich daher gerade mit dem Thema Veränderung und welche Bedeutung eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den zu erwartenden Konsequenzen, auch bei der Ausverhandlung von Kreditverträgen spielt. Wir hoffen daher mit unserem Newsletter „Finanzierungsverträge unter wechselnden wirtschaftlichen und regulatorischen Bedingungen“ wertvolle Anregungen für Diskussionen zu liefern.
Finanzierungsverträge unter wechselnden wirtschaftlichen und regulatorischen Bedingungen
2019 war bisher ein turbulentes Wirtschaftsjahr. Eine nachlassende globale Konjunktur und die wiederholte Unterschreitung von Inflationszielen führten zu weiteren Zinssenkungen durch die Europäischen Zentralbank. Auch die Federal Reserve senkte zuletzt zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins. Die letzten Zinssenkungs-maßnahmen vor 2019 fanden direkt nach der Finanzkrise in 2009 statt. Seit 2016 fing die FED dann wieder an, den Leitzins nach und nach zu erhöhen. Auslöser für die Zinssenkungen sind vor allem politische Unsicherheiten durch den bevorstehenden Brexit sowie der laufende Handelsstreit zwischen China und den USA, welcher sich im Konjunkturzyklus widerspiegelt.
Quelle: Bloomberg, Oktober 2019
Auch im regulatorischen Bereich hat sich dieses Jahr wieder einiges getan. Accounting Standards wie IFRS 16, IFRIC 23, IAS 28 und IAS 19 kommen vielfach in den diesjährigen Jahresabschlüssen erstmals zur Anwendung. Außerdem sind 2020 bereits zusätzliche Neuerungen, wie die Änderung am IFRS Rahmenkonzept, IFRS 3, IFRS 7, IAS 1 und IAS 8 im Jahresabschluss zu berücksichtigen.
Die stetig wechselnde Marktlage und die sich ändernden regulatorischen Anforderungen stellen eine besondere Herausforderung für Unternehmen bei der Planung ihrer Finanzierungsstruktur dar. So kann sich das Bilanzbild von einem auf das nächste Jahr stark verändern und sich potentiell negativ auf die Bonitätseinschätzung des Unternehmens durch Investoren auswirken. Bei einer erneuten Fremdkapitalaufnahme kann dies dann unerwünschte Konsequenzen haben, da sich so die Aufnahme zusätzlicher Mittel erschweren kann bzw. sich die Finanzierungskosten erhöhen können. Aber auch für bestehende Finanzierungen können diese Veränderungen eine Gefahr darstellen, wenn allein durch das veränderte Bilanzbild vertragliche Klauseln („Financial Covenants“, Baskets, etc.) nicht mehr erfüllt werden.
Financial Covenants
Wir wollen uns hier auf „Financial Covenants“ konzentrieren. Diese dienen als zusätzliche Sicherheit für Investoren, die ihre Finanzierungen an bestimmte Finanzkennzahlen bzw Ratios binden. Typische Covenants stellen beispielsweise die Eigenkapitalquote oder der dynamische Verschuldungsgrad („Net-Debt/ EBITDA“) dar. Bei Verletzung solcher Covenants haben Investoren die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen und gegebenenfalls eine vorzeitige Tilgung einzufordern. Für Kapitalnehmer hat dies den Vorteil, dass in der Regel durch die Akzeptanz von „Financial Covenants“ die Finanzierung überhaupt erst ermöglicht oder zumindest die Finanzierungskosten reduziert werden. Können die vereinbarten Covenants nicht eingehalten werden, kann die vorzeitige Kündigung aber negative Folgen für die Unternehmensliquidität nach sich ziehen.
Für Unternehmen ist es daher nicht ausreichend, sich bei Finanzierungsentscheidungen auf Überlegungen zum bestehenden Fremdkapitalbedarf und der aktuellen Bilanzstruktur zu beschränken. Vielmehr ist es erforderlich, eine Finanzierungsstrategie zu entwickeln und umzusetzen, welche sowohl die bestehenden finanziellen Risiken im Unternehmen adäquat adressiert, als auch zukünftige Entwicklungen im wirtschaftlichen und regulatorischen Umfeld rechtzeitig einbezieht, um den finanziellen Handlungsspielraum des Unternehmens zu erhalten und somit Planungssicherheit zu gewährleisten.
Dies fängt bereits beim Timing der Kapitalaufnahme an. Ein Thema, zu dem Sie in der Jänner-Ausgabe unseres Newsletters mehr Lesen konnten. Mindestens genauso wichtig ist aber, sich bei der Ausgestaltung von Finanzierungsverträgen bereits Gedanken über zukünftige Entwicklungen zu machen. So kann eine vorausschauende Ausverhandlung von „Financial Covenants“ nach der Erfahrung von Independent Capital, zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für die zukünftige Unternehmensentwicklung werden.
Zwei Fallbeispiele
Fallbeispiel 1: Die mit 2019 verpflichtende Anwendung von IFRS 16 führt zu einer zwingenden bilanziellen Neuerfassung von Leasingverhältnissen. Unternehmen, die sich in der Vergangenheit unter IAS 17 dazu entschieden hatten, ihre Leasingverhältnisse als operatives Leasing zu führen, sehen sich im Geschäftsjahr 2019 einer Bilanzverlängerung gegenüber, die ihre Verbindlichkeiten erhöht und ihre Eigenmittelquote teilweise erheblich sinken lässt. Sind bestehende Finanzierungen an Covenants gebunden, welche eine Mindesteigenmittelquote vorsehen, so kann sich das Unternehmen unter Umständen in einer misslichen Lage wiederfinden.
Independent Capital unterstützt seine Kunden, solche Entwicklungen zu antizipieren und rechtzeitig bei der Vertragsgestaltung zu berücksichtigen. So konnten wir bei Transaktionen im Geschäftsjahr 2018 eine Klausel in Finanzierungsverträgen ausverhandeln, die besagt, dass Erhöhungen der Finanzverbindlichkeiten bis zu einem gewissen Maximalbetrag, die sich aus den Überleitungen zu IFRS 16 ergeben, nicht in die Berechnung der für die Covenants relevanten Eigenmittelquote einbezogen werden. Dies war möglich, da den Kapitalgebern aufgezeigt werden konnte, dass sich durch die neue Ausweisregelung keine Änderung im Risiko ergab, unsere Kunden aber in ihrem Handlungsspielraum nur durch diese regulatorische Änderung massiv eingeschränkt worden wären. Durch einen von beiden Seiten akzeptierten Zusatz in den Covenants konnten wir somit faire Bedingungen schaffen und eventuellen Schwierigkeiten aus der Umstellung auf den neuen Accounting Standard vorbeugen.
Fallbeispiel 2: Für Unternehmen, deren wirtschaftlicher Erfolg stark von einem zyklischen Marktumfeld abhängt, ist es wichtig, konjunkturelle Entwicklungen stets im Auge zu behalten und antizipative Maßnahmen bei Finanzierungsentscheidungen zu treffen. Ein konjunktureller Umschwung kann sich schnell auf die Ertragslage des Unternehmens auswirken, was besonders auch im Hinblick auf Covenants unangenehme Folgen haben kann. Gerade in Anbetracht einer global schwachen Konjunkturentwicklung, wie es momentan wieder der Fall ist, wird dieses Thema besonders relevant.
So schlug Independent Capital im Falle bestimmter Kunden in zyklischen Industrien vor, bei Vertragsverhandlungen den Fokus der Covenants stärker auf Bilanzkennzahlen als auf Erfolgskennzahlen zu legen, da zweitere wesentlich empfindlicher auf Marktschwankungen reagieren. Folglich schloss unser Kunde die Transaktion unter Vereinbarung einer Mindesteigenkapitalquote (statt eines dynamischen Verschuldungsgrades) ab. In dem zyklischen Umfeld, in dem sich der Kunde bewegt, gibt dies bei einer sich abschwächenden Konjunktur zusätzliche Sicherheit.
Mehrwert von Independent Capital
Independent Capital empfiehlt seinen Kunden somit die zeitnahe Auseinandersetzung mit regulatorischen und wirtschaftlichen Themen und vor allem auch bei Vertragsverhandlungen, diese immer im Hinterkopf zu behalten. Aus unserer Erfahrung kann dies gerade in turbulenten Zeiten zum entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg werden. Mit dem breiten Netzwerk und dem Know-How aus jahrelanger Bankentätigkeit ist Independent Capital ein vorteilhafter Geschäftspartner, dessen beratende und unterstützende Tätigkeit im gesamten Transaktionsprozess sich für seine Kunden bewährt.
Im Zusammenhang mit diesem Newsletter sind wir an einem Feedback unserer Geschäftspartner und Kunden interessiert. Ihre Kommentare sind unter office@independentcapital.at willkommen.
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